Das Tage- bzw. Schreibbuch ist der Schlüssel zur Öffnung des Unterrichts für die Individualität der Lernenden und die Gemeinschaft der Gruppe. Jeder bekommt dieses fest eingebundene Buch mit leeren Seiten, die sich im Laufe der Zeit mit den eigenen Gedanken und Ideen füllen. In der wöchentlichen Schreibzeit erhalten die Schülerinnen und Schüler dafür regelmäßig Zeit. Zum Schreiben inspiriert werden sie vor allem durch die Texte der anderen, die in Autorenrunden der ganzen Klasse oder in Schreibberatungen einer kleinen Gruppe vorgetragen und gemeinsam reflektiert werden. Die frei verfassten Texte können überarbeitet und veröffentlicht werden.
Filme: Arbeit im Tagebuch bzw. Schreibbuch (Grundschule/Sekundarstufe)
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Tagebuch oder Schreibbuch
Der Begriff „Tagebuch" hat sich in vielen Grundschulen etabliert, obgleich hier – anders als es in einem privaten Tagebuch meist der Fall ist – nicht nur die alltäglichen Erlebnisse und Gedanken festgehalten werden, sondern auch Fragen, Entdeckungen, Geschichten, Listen, Krimis, Aufrufe, Kommentare... - kurzum alles, was die Einzelnen beschäftigt. In der Sekundarstufe wird der Begriff „Schreibbuch" oder auch „Schreibtagebuch" bevorzugt verwendet. Auf dieser Homepage werden beide Begriffe synonym verwendet.
Andere Klassen sprechen vom „Schatzbuch", „Ich-und-die-Welt-Buch" usw. Die Bezeichnung ist nicht so wichtig wie die mit dem Buch verbundene Offenheit für die Schüler und Schülerinnen und ihre Gedanken und Erfahrungen. Abstand nehmen sollte man von dem Begriff „Geschichtenbuch", denn damit protegiert man ungewollt eine bestimmte Textsorte.
Einladung zum Schreiben
Mit dem Schreiben im Tage- bzw. Schreibbuch kann man zu jeder Zeit in jeder Jahrgangsstufe einsteigen. Eine Einladung zum Schreiben (s. Material), eingeklebt in die erste Seite des Tagebuches, ermutigt zum Schreiben und gibt Anregungen.
Kinder der Grundschule lassen sich in der Regel schnell und mühelos auf den neuen Schreibraum ein. Für Schüler/-innen der höheren Jahrgänge, die teilweise durch negative Schreiberfahrungen geprägt sind, wird in diesem Einladungsschreiben deutlicher darauf hingewiesen, dass wirklich alles erlaubt ist. So benötigen sie auch manchmal etwas mehr Zeit als Jüngere, diesen Schreibraum für sich zu nutzen.
Texte können auch am Computer verfasst werden. Wer möchte, kann die Texte später ausgedrucken und in das Tagebuch einkleben oder digital sammeln.
Perspektiven
Schon bald nach der Einführung des Tagebuches können Sie mit Autorenrunden starten. Schüler, die Mühe haben, Ideen für Texte zu generieren, werden von den Texten der anderen profitieren. Oft springen nicht nur Ideen über, sondern vor allem die Motivation und das Zutrauen, selber Texte zu schreiben und vorzutragen.
Es lohnt sich, regelmäßig Raum zum Schreiben, zum Vorstellen, Bedenken und zur Weiterarbeit an Texten in einer regelmäßigen Schreibzeit anzubieten.
Meine Erfahrungen - meine Einschätzung
Die allermeisten Schülerinnen und Schüler erleben das freie Schreiben in eigenen Schreibbuch als äußerst gewinnbringend. Das mag daran liegen, dass der Unterrichtsalltag oft wenig oder möglicherweise gar keinen Raum für die Interessen, die Einfälle oder die Sorgen und Nöte der Schülerinnen und Schüler bereitstellt. Das schlichte Buch mit dem einfachen Auftrag "Schreibe, was dir wichtig ist" nimmt dieses Bedürfnis nach Beziehung und Kommunkation über die wirklich wichtigen Fragen des Lebens ernst. Daher wird es von Lernenden und Lehrenden als ausgesprochen sinnstiftend erlebt.
Mehr zum Schreiben in einem Tage- oder Schreibbuch erfahren
- Leßmann (2018): Individuelle Lernwege, Handbuch Teil I: Klassen 1 und 2, S. 20-26, 227ff
- Leßmann (2016): Individuelle Lernwege, Handbuch Teil II A: Klassen 3 bis 6, S. 15-22
- Leßmann (2020): Autorenrunden, S. 26-40 (Freies Schreiben - Individuell bedeutsames Schreiben)
- Schreiben, was wichtig ist (Grundschule), Ausschnitt aus dem Film Klasse Texte!
- Eigene Texte im Schreibbuch verfassen (Sekundarstufe), Ausschnitt aus Klasse Texte!
- Erstes Schreiben im Tagebuch im 1. Schuljahr
- Autoren in die Köpfe geschaut: Was Lene (1. SJ) und Janna, Kolja, Amira, Josefine (4. SJ) sich beim Schreiben denken
- Einladung zum Schreiben im Tage- bzw. Schreibbuch für verschiedene Jahrgänge
- Dokumentationsbogen Selbsteinschätzung Schreiben
- Texte von Schülerinnen und Schülern als Lesetexte oder als Texte zum Hören und Mitlesen (Material Lesen)
- Schülertexte: Texte aus Tage-/Schreibbüchern
- Überarbeitete und veröffentlichte Präsentationstexte
- Von den Autoren selbst gesprochene Audioaufnahmen ihrer Texte
- Texte und Höraufnahmen zur Leseübung: Hören und Mitlesen
Fotogalerie Schreiben im Tagebuch bzw. Schreibbuch
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