Beginn der individuellen Wortschatzarbeit
Der Titel bezieht sich auf die Arbeit am recht-schriftlichen Wortschatz. Die Arbeit am mündlichen Wortschatzarbeit ist ebenso wichtig, bildet sie doch die Grundlage für die Arbeit am schriftlichen Wortschatz. Genährt wird der Wortschatz durch vielfältige Sprachverwendungssituationen: durch das gemeinsame Betrachten und Bedenken von Bilderbüchern, durch das Hören von Gedichten und Geschichten, durch Vorlesegespräche, durch Kommunikation über Alltägliches, Fachliches und Selbstgeschriebenes, durch Absprachen für die Organisation des Lernens sowie durch gemeinsame Handlungen, die sprachlich artikuliert und begleitet werden.
Die Arbeit am schriftlichen Wort beginnt mit der Absicht, etwas zu verschriftlichen. Das Segmentieren der Laute eines Wortes, das Zuordnen von Laut und Buchstabe, die Beachtung von Wortgrenzen, die Gliederung eines Wortes usw. sind basale Schritte, die als elementare rechtschriftliche Kompetenzen gelten.
Die Arbeit am schriftlichen Wortschatz ist also von Anfang an mit der Reflexion über schriftsprachliche Strukturen verbunden. Diese vollzieht sich einerseits im gemeinsamen Gespräch über Schreibweisen in der Klasse (s. Rechtschreibgespräche in Klasse 1 und 2, s. Rechtschreibgespräche ab Klasse 2) oder mit einem Partner beim Schreiben im Tagebuch, andererseits in der individuellen Übung an einzelnen orthographischen Bereichen (s. Arbeit an individuellen Schwerpunkten mit der Rechtschreibbox). Wortschatzarbeit ist mehr als das Auswendiglernen von Schreibweisen.
Der Wortschatz entwickelt sich in diesem Konzept aus den eigenen Texten der Kinder. Die Kinder sollen die Form an einem Inhalt lernen, der für sie von Bedeutung ist. Bevor die Kinder beginnen, diese Wörter im Sinne eines Wortschatzes zu sammeln, haben sie bereits orthographische Basiskompetenzen erworben, die ihnen helfen, schriftsprachliche Strukturen für das Lernen zu nutzen.
Das Sammeln und Üben von Wörtern beginnt erst, wenn ein Kind lesen kann. Vorher hätte es gar keine Chance, die Wortstrukturen zu erkennen und zu verarbeiten Es würde die Wörter kopieren, ohne dabei etwas zu lernen.
Im 1. Schuljahr geht es zunächst darum, Wörter zu sammeln. Das Buch Buch "Frederik" von Leo Lionni bietet einen guten Einstieg, sammelt Frederik doch auch Wörter. Die Kinder sammeln "Lieblingswörter" aus ihren eigenen Texten, schreiben sie auf Kärtchen und legen sie - korrigiert - in das sogenannte "Wörterschatzkästchen" (s. Foto oben).
Hier werden auch jene Wörter gesammelt, die beim Schreiben Unsicherheiten bereiteten, niemals alle, aber einige inhaltlich oder strukturell wichtige. Die Lehrerin schreibt sie als "Tipp"-Wörter unter den Text, später notieren die Kinder selber, bei welchen Wörtern sie unsicher waren hinter ein W. Das W steht für "Wörterschatzkästchen" bzw. später für Wörterklinik oder Computer-Lernkartei. Es sind die Verfahren, in denen diese Wörter lanfristig geübt werden.
Die Wörter aus dem Wörterschatzkästchen bieten sich für Übungen zum Ordnen und Kategorisieren an, etwa nach inhaltsbezogenen Aspekten (rote/gelbe Wörter, helle/dunkle Wörter, Menschen-/Tierwörter, Alltagswörter/Fachwörter u.a.) oder nach schriftsprachlichen Aspekten (Wortbausteine am Anfang, am Ende, Silben, Reimwörter u.a.).
Die Arbeit mit dem Wörterschatzkästchen kann im 2. Schuljahr in die stärker sytematisierte Übungsform der Wörterklinik (oder der Computer-Lernkartei) überführt werden.
Zusätzlich können die häufigsten Wörter gesondert geübt werden. Die Arbeitshefte "Große und kleine Tricks" bieten dafür ein kursartig angelegtes Übungsmaterial. Es beinhaltet das Training der Arbeitstechniken, die für effektives Üben notwendig sind ("große Tricks") und bietet zudem Übungen zur Steigerung der Aufmerksamkeit ("kleine Tricks").
Materialien im Dieck-Verlag
Arbeitsheft "Große und kleine Tricks 1"
Arbeitsheft "Große und kleine Tricks 2"
Ausführliche Darstellung, Unterrichtsanregungen, Erfahrungen in dem Buch:
Individuelle Lernwege im Schreiben und Rechtschreiben, Band I: Klassen 1 und 2, S. 56 - 62