unterrichtsideen

Ein Film über Unterricht von und mit Beate Leßmann. Dieck-Verlag, Heinsberg 2006

Der professionell gemachte Film gibt Einblicke in einen individuell ausgerichteten Unterricht von der 1. bis zur 4. Klasse.

  • Individuelles Schreiben im Tagebuch
  • Schreibkonferenzen mit Autorenlesungen
  • Individuelles Rechtschreibtraining mit der Wörterklinik bzw. der Computer-Lernkartei und der Rechtschreibbox
  • Eigenständige Textkorrektur u.v.m.

Die DVD ist im Dieck-Verlag erhältlich.

Zusammenfassung

cover jedes kind wertschaetzenDie DVD ist eine konkrete - aber für Variationen offene - Dokumentation eines lebendigen, zeitgemäßen Unterrichts, der sich an der Lebenswirklichkeit der Kinder orientiert und auf dem Fundament der aktuellen Unterrichtsforschung aufbaut.

Im Laufe ihrer Unterrichtsarbeit hat Beate Leßmann Ideen für einen kindorientierten Unterricht entwickelt, erprobt und ausgebaut. Vor einiger Zeit entstand die Idee, die Unterrichtspraxis in Form eines Films zu dokumentieren. Nach vielen Aufnahmen in allen vier Klassen der Grundschule hat Beate Leßmann gemeinsam mit Lothar Sack, einem erfahrenen und in Fachkreisen bestens bekannten Filmemacher, eine DVD zusammengestellt, die nun vorliegt.

Der Film zeigt für alle Klassenstufen die Umsetzung aller Aspekte des Konzepts von Beate Leßmann und vermittelt das Bild eines Unterrichts, dessen Kernpunkt die Erarbeitung individueller Schreibideen und die Wertschätzung jedes einzelnen Kindes ist: Anhand von ausgewählten Unterrichtsprozessen wird gezeigt, wie eigene Texte zur Grundlage von individuellen Schreib- und Rechtschreib-Lernprozessen werden.

Für alle Klassenstufen werden vielfältige Arbeitsformen, Methoden und Medien zu den einzelnen Kompetenzbereichen dargestellt. Dieser Unterricht setzt die im Lehrplan verankerten Ansprüche eines vernetzten Lernens auf dem Niveau der aktuellen Fachdidaktik wirkungsvoll um. Die einzelnen Szenen des Films demonstrieren einen kompetenzorientierten Deutschunterricht im Rahmen eines integrativen Unterrichtskonzepts. Der Film zeigt, wie im Deutschunterricht erfolgreich kind- und themenorientiert gearbeitet werden kann.

Einzeln anwählbare Tracks

Film 1. Teil: Individuelle Lernwege am Ende von Klasse 4 - Track 1

Track 1: Einblicke in den Unterricht von Beate Leßmann

  • Einleitung
  • Eröffnung der offenen Lernphase (Doppelstunde)
  • Schreiben
  • Rechtschreiben
  • Gemeinsames Ende der offenen Lernphase
  • Schluss

Film 2. Teil: Individuelle Lernwege von Anfang an – Tracks 2 bis 6

Track 2: Unterricht in Klasse 1 (im August)
Track 3: Entwicklungen in Klasse 1 (im Dezember)
Track 4: Jahrgangsübergreifendes Lernen in Klasse 1/2
Track 5: Unterricht in einer Integrativen Regelklasse 2
Track 6: Unterricht in einer Klasse 3 mit 14 Nationen

„Der Film zeigt im ersten Teil den Zusammenschnitt einer 2-Stunden-Einheit in der vierten Klasse von Beate Leßmann im Bereich eines integrativen Deutschunterrichtes. Der Unterricht ist offen mit vielfältigen Arbeitsmaterialien und Unterrichtsformen. Er beginnt damit, dass Kinder einen Text aus ihrem „Schreibtagebuch“ vorlesen. Die übrigen Kinder geben Rückmeldung, neben positiven Rückmeldungen werden auch Überarbeitungsvorschläge gemacht. Zur weiteren Be- und Überarbeitung der Texte in der Freiarbeit können die Kinder z. B. eine Schreibkonferenz einberufen. Wer allein überarbeiten möchte, kann das mit Hilfe eines Arbeitsbogens machen.

Schwierige Wörter, bei denen das Kind unsicher ist, werden zunächst im Wörterbuch nachgeschlagen und dann mit der „Wörterklinik“ am PC geübt. Das ist eine Übertragung des Karteiübens in ein Computerprogramm (das in den umfangreichen Rechtschreib-Übungsmaterialien von Beate Leßmann enthalten ist). Das Programm enthält auch einen Statistik-Teil, mit dem sich die Lehrperson einen Überblick über die von jedem Kind geübten Wörter verschaffen kann. In der letzten Phase der Einheit lesen die Kinder ihre überarbeiteten Texte im Kreis vor, bevor ein Blitzlicht den Schlusspunkt setzt.

Für das Üben von Rechtschreib-Phänomenen stehen Karteikästen bereit. Entspannungs- und Konzentrationsübungen sind im Unterricht integriert. Der Rechtschreibunterricht ist nicht wortschatzgebunden: Es wird mit den eigenen Wörtern der Kinder gearbeitet. Leistungsschwächere Kinder gibt es in Beate Leßmanns Klasse auch, aber: Sie werden angenommen und wertgeschätzt, indem ihnen Misserfolgserlebnisse erspart bleiben. Dadurch wird ein wichtiger Teil zum einen zur Persönlichkeitsentwicklung geleistet, zum anderen auch zur Rechtschreiberziehung, denn nur wer nicht aufhört zu schreiben, kann weitere Fortschritte machen.

Der Unterricht, der im Film von Beate Leßmann gezeigt wird, ist beeindruckend: sachgerecht auf dem neuen Stand der Wissenschaft, abwechslungsreich, gut strukturiert. Ihr gelingt es zu verwirklichen, was im Titel des Films „Kinder stark machen“ heißt. Die Lernatmosphäre ist entspannt, die Lernfreude der Kinder zweifelsohne hoch. Manche Lehrperson, die sich den Film ansieht, wird sich ihm gegenüber möglicherweise abwehrend verhalten mit Argumenten wie: „Das kann man in Klasse 4 machen. Aber wie lege ich die Grundlagen?“ „Ich habe zu viele Kinder ausländischer Herkunft.“ „Wie soll das in jahrgangsgemischten Klassen realisiert werden?“ Und nicht zuletzt: „Ich muss die Rechtschreibung benoten.“ Ohne explizite Belehrungen werden im zweiten Teil des Films Sequenzen aus Klassen mit ganz unterschiedlichen Rahmenbedingungen gezeigt: im ersten Schuljahr im August und Dezember (dieselbe Klasse), jahrgangsübergreifendes Lernen in Klasse 1/2, in einer Integrativen Regelklasse 2 und Unterricht in einer Klasse 3 mit 14 Nationen. Bleibt noch die Frage nach der Benotung: Bei Beate Leßmann gibt es keine Diktate, sondern ein Kind kann bei Texten, die es für besonders gelungen hält, um Benotung bitten.

Zusammenfassend stelle ich fest: Dieser Film ist hervorragend geeignet, diejenigen, die schon einen integrativen und offenen Schreib-Rechtschreibunterricht erteilen, zu bestärken und diejenigen, die einen erteilen möchten, aber nicht recht wissen wie, auf einen neuen Weg zu bringen. Deshalb empfehle ich den Einsatz in der Lehrerfortbildung, im Studium für das Lehramt an Grundschulen, in der zweiten Phase, in der Arbeit im Kollegium und jedem Lehrer und jeder Lehrerin zum Selbststudium.“

Sigrun Richter in der Zeitschrift „Grundschule“, 12/2007

Schreiben als Kinderspiel

Lübeck – In den ersten Grundschuljahren, so erzählt die Lübeckerin, wurde ihre Tochter "ganz traditionell" unterrichtet. "Da ist sie schon nicht mitgekommen." Die Mutter sah schwarz und war umso erstaunter, als ihr Kind in der dritten Klasse richtig gut in Rechtschreibung wurde und sichtbar Spaß am Schreiben hatte.

Was war passiert? Die Antwort kann jeder morgen in Kronshagen sehen – in einem Film über individuelle Lernwege, den die Lehrerin dieses Mädchens in Klassen in Schleswig-Holstein und Hamburg gedreht hat. Beate Leßmann hat bei mehreren Schülergenerationen miterlebt, wie quälend und frustrierend Rechtschreibung für viele Kinder ist. Zunächst als Grundschullehrerin in Nordrhein-Westfalen, dann bei einem einjährigen Aufenthalt in Nashville/USA und natürlich auch als Mutter von drei Söhnen. Akzeptieren wollte dies die Pädagogin aber nicht, war sie doch überzeugt, dass gerade das Schreiben Kinder stark und sicher machen kann. Es kam nur darauf an, für jedes Kind den passenden Schlüssel zu finden, mit dem es sich das Reich der Buchstaben erschließen kann. Beate Leßmann bot ihren Schülern solche Schlüssel an. Etwa ein Tagebuch, in welches das Kind schreiben kann, was es mag – Hauptsache, es schreibt. Oder eine eigene "Wörterklinik", in der alle Wörter behandelt werden, die bei einem Kind wie verhext immer wieder falsch auf dem Papier landen. Solche individuellen Lernwege brachten die Kinder so weit nach vorn in der Rechtschreibung, dass Beate Leßmann diese Methode mitnahm, als sie mit ihrer Familie vor ein paar Jahren nach Schleswig-Holstein zog.

Im keineswegs privilegierten Stadtteil Lübeck-Kücknitz übernahm sie eine 3. Grundschulklasse, in der viele Kinder das Erlernen der Rechtschreibung bereits als vergeblichen Kampf abgehakt hatten. Dass sich dies innerhalb eines Jahres messbar änderte, brachte die heute 41-Jährige auf die Idee mit dem Film: Jeder sollte nachvollziehen können, wie der Alltag in einer Klasse aussieht, wenn jedes Kind auf seine Art die Rechtschreibung lernt. Also ließ sie den Filmemacher Lothar Sack ihren Unterricht in Kücknitz filmen, ließ Kinder zu Wort kommen und auch Eltern: "Das ganze Verhalten der Kinder, auch untereinander, ist viel besser geworden. Es ist in der Klasse immer ruhiger geworden", berichtet eine Elternvertreterin.

Weil natürlich auch andere Pädagogen solche Wege im Unterricht gehen, dokumentierte Leßmann zudem Klassen in Stockelsdorf und in Hamburg. Tatsächlich ist es verblüffend zu sehen, wie gut die ABC-Schützen in der Grundschule Stockelsdorf schon nach vier Monaten schreiben können. Und das Erstaunen wächst noch bei den Hamburger Beispielen – einer integrative Klasse mit etlichen lernbehinderten Kindern und einer Klasse, in der Kinder aus 14 Nationen sitzen. "Ich könnte in dieser Klasse gar nicht anders arbeiten. Die Kinder entwickeln sich viel besser", sagt die Lehrerin der integrativen Klasse in dem Film.

"Ich hoffe, die Beispiele machen Mut – den Eltern, aber auch Lehrerkollegen. Denn dafür braucht ein Lehrer keine Genehmigung, kein Extra-Projekt, kein zusätzliches Geld", sagt Beate Leßmann. Vor allem transportiert der Film "Jedes Kind wertschätzen!" den Stolz der Kinder auf die eigene Leistung. Wie jene Zweitklässlerin, die gerade eifrig ihr Tagebuch erweitert hat: "Ich habe über zwei Rosen geschrieben. Die haben sich verliebt, und dann haben sie geheiratet..."

Heike Stüben in den Kieler Nachrichten, 20. November 2006

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