AKTUELL und SPEZIELL: Schreiben nach Gehör? Schreiben nach Hören?
Aufgrund der aktuellen Diskussion (seit 2017) wurde zusätzlich zu dem allgemeinen Infobogen (s. unten) ein weiterer Infobogen erstellt (letzte Aktualisierung 2021):
Schreiben nach Gehör, Schreiben nach Hören, Lesen durch Schreiben - Fragen und Antworten zur Anlauttabelle
- Was bedeutet „Schreiben nach Hören“ oder "Schreiben nach Gehör"?
- Wie lernt man mit einer Anlauttabelle das Schreiben?
- Und wann lernen Kinder eigentlich, „gute Texte“ zu schreiben?
- Kann man mit einer Anlauttabelle auch Rechtschreiben lernen?
- Warum ist das Thema Rechtschreiben im 1. Schuljahr ein Reizthema?
- Was sagt die Forschung zum Schreiben mit einer Anlauttabelle?
Hier können Sie die aktuellen Informationen aus Praxis, Fachdidaktik und Forschung lesen und downloaden:
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Filme aus dem Unterricht mit Anlauttabelle aus dem 1. Schuljahr
Und hier geht es zum allgemeinen Infobogen (2013), der nach wie vor aktuell ist:
ALLGEMEIN: Informationen für Eltern, Lehrer/-innen und andere Interessierte
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Immer wieder wird diskutiert, ob sinkende Rechtschreibleistungen auf Unterrichtskonzepte zurückzuführen seien, bei denen Kinder mit Hilfe einer Anlauttabelle bereits kurz nach Schuleintritt eigene Wörter schreiben dürfen. Das Konzept „Lesen durch Schreiben“ von Jürgen Reichen wird dabei besonders kritisiert. Das ist darauf zurückzuführen, dass Reichen maßgeblich zur Verbreitung der Idee der Anlauttabelle beigetragen hat. Eine Anlauttabelle findet sich heute in den meisten Lehrwerken für das 1. Schuljahr. Das Schreiben eigener Texte von Anfang an wird vor allem von Vertretern des Spracherfahrungsansatzes verfolgt.
Als Befürworterin des Schreibenlernens mit einer Anlauttabelle im Sinne des Spracherfahrungsansatzes möchte ich einige Anregungen zur eigenen Meinungsbildung geben. Die grundlegenden Informationen ergänze ich um Hinweise, die sich auf die Arbeit mit dem von mir entwickelten Konzept zur Integration von Schreiben und Rechtschreiben beziehen.
Infobogen: Schreiben lernen mit einer Anlauttabelle - Ursache für schlechte Rechtschreibleistungen? (PDF 1,3 MB)
Infobogen als A4-Faltblatt (1 A4-Seite, Vorder- und Rückseite bedruckt) (PDF 179 KB)
Bildung – durch das Schreiben eigener Texte von Anfang an!
Wenn Kinder im 1. Schuljahr schon schreiben dürfen, was ihnen wichtig ist, dann vollzieht sich Bildung (im Sinne Humboldts) von Anfang an: Denn hier geht es um ihr Leben, um ihre Persönlichkeit und um die Entfaltung ihrer individuellen Möglichkeiten. Dieses Schreiben geht vom Leben aus, es schafft Raum für die Seele inmitten des Schulalltages. Es stärkt den Einzelnen und bereichert das Miteinander in der Klasse.
Die Anlauttabelle ist ein wichtiges Hilfsmittel, um von Anfang an eigene Wörter schreiben zu lernen. Für Jürgen Reichen war sie der Schlüssel auf dem Weg zum Lesen – durch Schreiben. Für mich ist sie ein wertvolles Werkzeug für den Aufbau echter Schreibkultur von Beginn an.
Die Arbeit mit einer Anlauttabelle erhebt also gar nicht den Anspruch, ein Rechtschreib-Lehrgang zu sein (wie fälschlicherweise im „Hamburger Abendblatt“ zu lesen war). Wie auf diesem Weg die Rechtschreibung erworben wird, sollte gründlich durchdacht werden (s.u.).
Wenn Sie Einblicke in einen schreiberoffenen, potenzialentfaltenden Unterricht erhalten möchten, findet Sie zahlreiche Texte, Fotos und kleine Filmsequenzen auf folgender Internetseite:
Auf das Rechtschreibkonzept kommt es an!
Wer Kindern mit einer Anlauttabelle den Weg ins Schreiben eröffnet, braucht ein Konzept für das Rechtschreiblernen. Viele Lehrwerke, die mit einer Anlauttabelle arbeiten, stellen dafür gut ausgearbeitete Materialien zur Verfügung. Darüber hinaus gibt es fibelunabhängige Konzepte, die speziell als Ergänzung zum Schreiben mit der Anlauttabelle entwickelt wurden.
In meinem Konzept werden die Schreibungen der Kinder von Anfang an als Grundlage genommen, um jedem Kind auf seinem individuellen Lernniveau die passenden Aufgaben zu geben. Die Kinder erhalten Übungen zu ihren Fehlerschwerpunkten. Außerdem trainieren sie die von ihnen nicht korrekt geschriebenen Wörter langfristig in einer „Wörterklinik“. In gemeinsamen „Rechtschreibgesprächen“ werden Strukturen der Schriftsprache reflektiert. Eine Kurzvorstellung dieser Wege findet sich hier:
www.beate-lessmann.de/rechtschreiben.html
Ein solches Vorgehen der Integration von Schreiben und Rechtschreiben entspricht der Fachdidaktik. Es wird durch die aktuellen Lehrpläne bzw. Rahmenrichtlinien und die bundesweit geltenden Bildungsstandards gefordert.
Auf die Frage, welches Konzept das Beste ist, gibt es keine eindeutige Antwort. Eine aktuelle Übersicht über Befunde der Forschung diesbezüglich bieten Brinkmann/Brügelmann („Freies Schreiben im Anfangsunterricht“):
www.leseforum.ch/myUploadData/files/2012_2_Bruegelmann.pdf
Eines ist offensichtlich: Die Kombination von freiem Schreiben und passenden Rechtschreibübungen von Anfang an bietet die besten Voraussetzungen für einen erfolgreichen Rechtschreiberwerb. Den Zusammenhang bestätigen auch Johanna Fay (Die Entwicklung der Rechtschreibkompetenz beim Textschreiben. Eine empirische Studie, 2010) und Günther Thomé (ABC und andere Irrtümer, 2013).
Individualisierung statt Gleichmacherei - Jedem Kind auf seinem Weg gerecht werden!
Kinder, die in die Schule kommen, sind zwar in etwa gleich alt, die Unterschiede in ihrer Entwicklung betragen jedoch bis zu vier Jahren. Deshalb können diese Kinder nicht alle im Gleichschritt unterrichtet werden. Beim Schreiben mit einer Anlauttabelle lernt jedes Kind auf seinem Niveau. Kein Kind wird genötigt, „Ma malt Mo“ aus der Fibel im Gleichschritt zu lesen. Wer das schon kann, ist unterfordert. Und wer die Buchstaben noch nicht entziffern kann, ist überfordert und wird schnell entmutigt.
Statt „Ma“ und „Mo“ abzuschreiben, dürfen Kinder schreiben, was für ihr Leben wichtig ist. Und das sollte allen Kindern ermöglicht werden - in Blankenese genau so wie in Wilhelmsburg.
Was es heißt, auf seinem Niveau schreiben zu dürfen und Schreiben als bedeutungsvoll zu erleben, lässt sich an freien Texten aus den Jahrgängen 1 bis 10 nachvollziehen:
http://www.beate-lessmann.de/schuelertexte/tagebuchtexte.html
Die Lehrperson – wichtig für den Lernerfolg des Kindes
Die Überzeugungen der Lehrperson – das zeigen alle Studien, die diesen Faktor untersuchen – spielen eine entscheidende Rolle für die Lernerfolge des Kindes (vgl. a. Hattie-Studie).
Lehrer/-innen, die mit einer Anlauttabelle arbeiten, haben ihre Entscheidung bewusst getroffen. Sie sind davon überzeugt, dass sie so jedem einzelnen Kind am besten gerecht werden: fachlich und persönlich. Oft sind es diejenigen, die sich überaus engagiert für das Wohl jedes einzelnen Kindes einsetzen. Ihr pädagogisches Grundanliegen, jedes Kind wertzuschätzen, spiegelt sich im Fachlichen wider.
Ich wünsche Ihnen Verständnis und Wertschätzung für Kinder - und für Lehrer/-innen!
Es grüßt Sie herzlich
Download für Eltern, Lehrer/-innen, andere Interessierte - Infobogen:
Schreiben lernen mit einer Anlauttabelle - Ursache für schlechte Rechtschreibleistungen? (PDF 1,3 MB)
AKTUELL: Schreiben nach Hören... Schreiben nach Gehör... Lesen durch Schreiben - Fragen und Antworten zur Anlauttabelle
Weitere Informationen zum Schreibenlernen mit einer Anlauttabelle und zum Rechtschreiblernen von Anfang an
Filme aus dem Unterricht zum Schreiben mit eine Anlauttabelle und zum Rechtschreibenlernen im Zusammenhang mit einer Anlauttabelle
Filme: Interviews mit Kindern zum Schreiben (am Ende des 1. Schuljahrs)
Klarstellung zum Rechtschreiblernen durch den Grundschulverband
Stellungnahme Hamburger Reformschulen (Max-Brauer-Schule, Winterhude, Rellinger Straße)