unterrichtsideen

„Der Film zeigt im ersten Teil den Zusammenschnitt einer 2-Stunden-Einheit in der vierten Klasse von Beate Leßmann im Bereich eines integrativen Deutschunterrichtes. Der Unterricht ist offen mit vielfältigen Arbeitsmaterialien und Unterrichtsformen. Er beginnt damit, dass Kinder einen Text aus ihrem „Schreibtagebuch“ vorlesen. Die übrigen Kinder geben Rückmeldung, neben positiven Rückmeldungen werden auch Überarbeitungsvorschläge gemacht. Zur weiteren Be- und Überarbeitung der Texte in der Freiarbeit können die Kinder z. B. eine Schreibkonferenz einberufen. Wer allein überarbeiten möchte, kann das mit Hilfe eines Arbeitsbogens machen.

Schwierige Wörter, bei denen das Kind unsicher ist, werden zunächst im Wörterbuch nachgeschlagen und dann mit der „Wörterklinik“ am PC geübt. Das ist eine Übertragung des Karteiübens in ein Computerprogramm (das in den umfangreichen Rechtschreib-Übungsmaterialien von Beate Leßmann enthalten ist). Das Programm enthält auch einen Statistik-Teil, mit dem sich die Lehrperson einen Überblick über die von jedem Kind geübten Wörter verschaffen kann. In der letzten Phase der Einheit lesen die Kinder ihre überarbeiteten Texte im Kreis vor, bevor ein Blitzlicht den Schlusspunkt setzt.

Für das Üben von Rechtschreib-Phänomenen stehen Karteikästen bereit. Entspannungs- und Konzentrationsübungen sind im Unterricht integriert. Der Rechtschreibunterricht ist nicht wortschatzgebunden: Es wird mit den eigenen Wörtern der Kinder gearbeitet. Leistungsschwächere Kinder gibt es in Beate Leßmanns Klasse auch, aber: Sie werden angenommen und wertgeschätzt, indem ihnen Misserfolgserlebnisse erspart bleiben. Dadurch wird ein wichtiger Teil zum einen zur Persönlichkeitsentwicklung geleistet, zum anderen auch zur Rechtschreiberziehung, denn nur wer nicht aufhört zu schreiben, kann weitere Fortschritte machen.

Der Unterricht, der im Film von Beate Leßmann gezeigt wird, ist beeindruckend: sachgerecht auf dem neuen Stand der Wissenschaft, abwechslungsreich, gut strukturiert. Ihr gelingt es zu verwirklichen, was im Titel des Films „Kinder stark machen“ heißt. Die Lernatmosphäre ist entspannt, die Lernfreude der Kinder zweifelsohne hoch. Manche Lehrperson, die sich den Film ansieht, wird sich ihm gegenüber möglicherweise abwehrend verhalten mit Argumenten wie: „Das kann man in Klasse 4 machen. Aber wie lege ich die Grundlagen?“ „Ich habe zu viele Kinder ausländischer Herkunft.“ „Wie soll das in jahrgangsgemischten Klassen realisiert werden?“ Und nicht zuletzt: „Ich muss die Rechtschreibung benoten.“ Ohne explizite Belehrungen werden im zweiten Teil des Films Sequenzen aus Klassen mit ganz unterschiedlichen Rahmenbedingungen gezeigt: im ersten Schuljahr im August und Dezember (dieselbe Klasse), jahrgangsübergreifendes Lernen in Klasse 1/2, in einer Integrativen Regelklasse 2 und Unterricht in einer Klasse 3 mit 14 Nationen. Bleibt noch die Frage nach der Benotung: Bei Beate Leßmann gibt es keine Diktate, sondern ein Kind kann bei Texten, die es für besonders gelungen hält, um Benotung bitten.

Zusammenfassend stelle ich fest: Dieser Film ist hervorragend geeignet, diejenigen, die schon einen integrativen und offenen Schreib-Rechtschreibunterricht erteilen, zu bestärken und diejenigen, die einen erteilen möchten, aber nicht recht wissen wie, auf einen neuen Weg zu bringen. Deshalb empfehle ich den Einsatz in der Lehrerfortbildung, im Studium für das Lehramt an Grundschulen, in der zweiten Phase, in der Arbeit im Kollegium und jedem Lehrer und jeder Lehrerin zum Selbststudium.“

Sigrun Richter in der Zeitschrift „Grundschule“, 12/2007

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